Höfner 500/1 – der Beatle-Bass

Der Höfner 500/1 ist ein deutscher Bass, der im Jahre 1956 das Licht der Welt erblickte.

Dieser Vollresonanz E-Bass mit seiner kurzen Mensur (76,2 cm = 30″) wäre wahrscheinlich nach einigen Jahren bescheidenen Erfolgs wieder in der Versenkung verschwunden, wenn nicht ein junger Mucker namens Paul McCartney 1961 in einem Hamburger Musikladen auf den Höfner gestoßen wäre. Der 500/1 war handlich, günstig, und man konnte ihn als Linkshänder-Version bestellen.

In den ersten Jahren durchlief das Bassmodell einige bauliche Veränderungen.

Die ersten Modelle hatten zwei Tonabnehmer, die von der Form her wie Löffelbisquits aussahen. Die Tonabnehmer saßen dich nebeneinander in Hals- und Mittelposition. Auf einer ovalen Plastikplatte gab es für jeden Tonabnehmer einen eigenen Volumen- und Klangregler:

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1959 änderte Höfner die Funktion der Regler und ihre Anordnung; ab jetzt gab es zwei Volumenregler. Zusätzlich konnte man über Schiebeschalter die Tonabnehmer einzeln ein- und abschalten, und einen leicht gedämpften Rhythmussound anwählen. Seit 1959 haben alle 500/1 -Modelle auch einen Schaltkreis eingebaut, der den Halstonabnehmer auf ganz dumpf stellt, wenn man den mittleren (später Brücken-) Tonabnehmer mit dem Schiebeschalter abstellt (besonders bei Reggae-Bassisten sehr beliebt). Das Ganze saß jetzt auf einer rechteckigen Platte:

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Im Jahre 1960 erschienen dann größere, rechteckige Tonabnehmer mit geschlossenen Metallkappen. Genau solch eine Variante kaufte sich McCartney in Hamburg:

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Ab 1962 wurde der zweite Tonabnehmer dichter an die Brücke gesetzt. Zunächst hatten die Tonabnehmer vier Linsenkopfschrauben und vier flache Magnetstücke in ihren Deckeln (die sogenannten Staple-Top-Pickups). 1963 bekam McCartney vom britischen Importeur Selmer genau so einen Bass:

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Ab 1967 änderten sich die Tonabnehmer im Aussehen noch einmal – sie hatten vier dünne Madenschrauben und eine lange magnetische Klinge – und das blieb dann mehrere Jahrzehnte so, bis zum neuen Beatles-Boom in den späten Neunzigern.

Mein Höfner 500/1 wurde im Januar 1990 gebaut. Zu der Zeit interessierte sich gerade niemand für den Beatles-Bass, weshalb Höfner das Modell nur auf Bestellung herstellte. Bestellt hatte ich ihn übers Soundhaus in Lübeck.

Hofner full

Mein Höfner hat einen einteiligen Ahornhals mit angeleimtem Halsfuß. Als Mechaniken fungieren Gitarrenmechaniken von Gotoh.

Hofner headstock

Hofner tuners

Der Korpus ist (wie immer) komplett hohl. Die Decke ist aus Fichtenschichtholz, während die Zargen und der Boden aus laminiertem Anigré hergestellt sind.

Hofner body

Hofner back

Der 500/1 hat einen fetten, leicht bellenden Sound, der mit Roundwound-Saiten durchaus auch drahtige Anteile enthält.

Obwohl ich eigentlich ein Fingerstil-Bassist bin, spiele ich den Höfner immer mit einem Plektrum, weil die Saiten recht dicht nebeneinander angeordnet sind, und außerdem durch die Bauweise des Basses die Saiten auch recht weit von der Decke entfernt sind.

Hofner side

Interessant ist, dass man den Höfner zum Aufnehmen auch ohne DI-Box direkt in ein Mischpult (oder eine externe Soundcard) einspeisen kann – der Sound ist und bleibt genial!

Seit ein paar Jahren kann man einen echten Höfner 500/1 auch günstiger erstehen. Denn es gibt die chinesische Contemporary-Serie der Firma:

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Der Hauptunterschied zu in Deutschland gefertigten Instrumenten ist die Halbresonanz-Bauweise des Korpus. Hierbei durchläuft ein Ahornblock den Korpus auf ganzer Länge, was zu einem etwas längeren Sustain führt.

Als Anspieltips in Punkto Sound nenne ich einfach mal alle Beatles-Platten vor 1966, und die Beatlessongs Get Back, Come Together und McCartneys Stück My Brave Face.

Ich spiele den Höfner zum Beispiel hier und hier.


5 Responses to Höfner 500/1 – der Beatle-Bass

  1. […] Martin Berka – akustinen kitara (Takamine N-20), basso (Höfner 500/1), […]

  2. Elisa sagt:

    cooler Artikel. Danke 🙂
    Kenne jemanden der einen Höfner Bass hat und der meine Aufmerksamkeit von den diversen Gitarren von John auf dieses besondere Bass- Exemplar von Paul gelenkt hat, sodass ich es nun auch verehre. Er spielt auch immer nur mit Plektrum und hat mich chronischen „alles zupfen“er ermuntert es ihm gleichzutun. Obwohl ich bisher nur mit Gitarren zu tun hatte, habe ich mittlerweile auch Interesse am E-Bass und dieses Instrument ist daran nicht ganz unschuldig. 🙂 Wenigstens hab ich die die Replika aus dem Beatles Rockband Spiel hier stehen als kleines Trostpflaster.

  3. Nocki sagt:

    Appetitlicher Artikel, und die beiden am Ende des Artikels verlinkten selbstgespielten Stücke habe ich auch gleich mal angespielt – auf dem Epiphone Viola Bass allerdings. Das gibt einen organischen Sound zusammen.

    Der Epiphone hat mehr Holz als die Höfner-Zigarrenkiste und das Sustain hält länger und richtig vollwertig. Außerdem funktioniert die Schaltung ausschließlich über Drehregler, sehr fein und perfekt ohne Verluste. Habe einen gleichpreisigen Höfner zum Vergleich dagehabt; die Viola war für damalige 350 € wesentlich wertiger.

    Toller Bass aber in jedem Fall, leicht bespielbar und vom Sound her in jeder Halbakustik-Combo top. Von Kontrabass über knackig, rollig oder sonoren Dub geht da eine Menge.

    – Wahrscheinlich hole ich mir demnächst trotzdem noch einen Sterling Stingray SS4, obwohl ich nur noch mit Filzplektron spielen kann. Ebenfalls ein Shortscale, und von Optik, Design, Architektur, Perfektion und Soundmöglichkeiten her einfach Porno.

    Dann hätte ich alles an Bässen, was ich jemals brauche. Gitarren habe ich schon sehr gute, aber die Viola ist mein erster Bass, und ich hätte schon vor Jahrzehnten wechseln sollen, weil das Spielen damit für mich leichter geht als auf der Gitarre (und weil Bassisten eher gesucht sind als Gitarristen).

  4. Nocki sagt:

    Der Höfner, den ich getestet hatte, war aus der Ignition-Serie, darüber kommt die Contemporary-Serie (mit Sustainblock), weit darüber dann die handgefertigten Modelle.

    Die Farbe war Transparent Black, unter der Transparenz schimmerten aber keine warmen Braun- oder Rottöne, sondern irgendwie toxisches Grün bzw. Grau je nach Sichtwinkel. Im Gegensatz dazu stand das nicht mehr bräunliche, sondern rötliche Griffbrett aus Jatoba. Für so was muss man wirklich einen eigenartigen Geschmack haben, Death Metal könnte passen, oder Punk?

    Zusätzlich waren Hals und Kopf nicht aus einem Stück, sondern über einen schrägen Schnitt zusammengeleimt, ohne Farbretusche. Sah schrecklich aus, wie aus einem Zombiefilm.
    Und dann schepperte noch rechts die Saitenhalterung.

    Das selbe Exemplar bietet Thomann übrigens immer noch an; sie werden den Ladenhüter nicht los. 😉 Schreckliches Teil. Wird bestimmt andauernd zurückgeschickt! 😉

    – Vor den hochwertigeren Varianten habe ich natürlich allen Respekt. Ehrlich gesagt, habe ich solche Originale aber noch nie spielen können. *

    Aber in der Höfner-Ignition-Preisklasse kann ich die Epiphone Viola nur empfehlen. Da hat sich Epiphone nicht lumpen lassen und punktet in allen Qualitätskriterien über den Marktführer.
    Dennoch hätte ich auch die Viola gerne hochwertiger, aber das gibt’s im Markt nicht – müsste man pimpen, z.B. die Tuner oder vielleicht die Brücke.

    Oder man nimmt den Harley Benton Beatbass für derzeit 200 € für die Grundbedürfnisse und das Plumm-Plumm. Ist offenbar sehr beliebt und wird häufig und wohlwollend rezensiert.

    * Dafür habe ich eine Harmony H78 aus den 60er Jahren mit Bigsby, DeArmond Goldfoil-Pickups und filigranem Hals, nach Art einer Gibson ES335. Außerdem habe ich noch eine 87er American Stratocaster – also, ein paar Sammlerstücke habe auch ich vorzuweisen.

    Und dann habe ich noch eine Konzertgitarre von Motion, sehr günstig unter 12 verglichenen Gitarren ausgewählt (während der Lehrling, der dafür extra mit mir in den geschlossenen Laden gekommen war, geduldig wartete – was für gute Inzidenzen es gibt). – Sensationelle Saitenlage, Sound schon am oberen Ende der Mittelklasse, brauchbarer Tonabnehmer, aber nur 110 € damals.
    Der damalige Händler war ein alter ehrwürdiger Mann, der alle seine Gitarren handausgewählt hatte. Er war spürbar zufrieden mit meiner Auswahl.

    Das ist eine Gitarre, die sich mir so richtig entgegenschmiegt. Beim Viola-Bass dagegen ertappe ich mich auch oft, bei gegebenen Stücken, wie ich unwillkürlich ins Schnaufen komme, weil ich mit dem Bass kämpfe. Einen dicken langen Precision-Bass-Hals würde ich mit meinen Fingern auch gar nicht mehr hinkriegen, also alles für seinen Zweck.

    – Danke für die (voraussichtliche) Veröffentlichung und

    Cheers

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