Ich hatte bei meinem Schwiegervater Peter noch etwas Khaya Ivorensis (afrikanisches Mahagoni) rumliegen, das wir für den Body einer Gitarre benutzt hatten (eine andere Story). Irgendwie verursachte das Holz bei mir einen unnachgiebigen Drang nach einem „selbstgebauten“ Instrument.
Im Herbst 2003 hielt ich’s nicht mehr aus, und beauftragte Peter damit, mir aus dem Khaya einen Precision-Body auszusägen. Dann bestellte ich die restlichen Bauteile bei Rockinger in Hannover.
Den Kanal für die Erdung auf der Vorderseite und den Deckel fürs Elektronikfach stellte Peter aus Wenge her.
So sieht mein P-Man in fertigem Zustand aus:
Der Korpus ist gebeizt und lackiert (danke, Peter), während ich den Hals nur mit Öl und Wachs behandelt habe.
Ursprünglich hatte der P-Man keine Kontur für den rechten Unterarm – weil ich’s so sexy fand – nach einigen Monaten musste ich dann aber doch eine Kontur einfügen, weil mein Handgelenk die harte Kante nicht so gut vertrug.
Die Mechaniken sind vom deutschen Hersteller Schaller:
Der Sattel ist ein Graphit-Kunstoff-Gemisch aus dem Hause Graphtech, während die Brücke im Vintage-Stil wohl von Gotoh ist:
Der P-Man spielt sich sehr gut und klingt astrein. Der Mahagonikorpus und der fette Humbucker erzeugen einen ganz eigenen holzigen Charakter in den Mitten.
Für diejenigen, die sich für die Geschichten hinter Liedern interessieren:
The Truth Of The Matter hatte ich ja schon in der Version vom März diesen Jahres gepostet. Geschrieben hatte ich den Song Ende Januar 1999. Der auslösende Faktor war ein Keyboard-Test für Riffi.
Ich hatte ein RolandEG-101 zum Testen da. Das EG-101 war ein Keyboard mit Begleitautomatik und rudimentärem Sampling speziell für die Dance-, Hiphop- und R&B-Szene.
Beim Herumfummeln mit dem EG-101 fand ich ein cooles Pattern, das mich sofort inspirierte. Ich sang typische R&B-Phrasen (so gut ich das eben mit meiner WhiteChickenShit-Stimme kann) – erst mit dem üblichen „Baby, yeah-yeah-lalalaaa“, und dann kamen auch schon die ersten genretypischen Zeilen dazu.
Ursprünglich war die Idee – glaube ich – in d-Moll; doch ich wollte unbedingt auch die Sampling-Sektion mit einbeziehen, samplete einen Brocken von einem anderen meiner Songs, und transponierte die ganze Chause nach a-Moll, damit’s passt.
Für die Aufnahme der Musik brauchte ich sechs oder sieben Takes, weil ich das gesamte Playback in einem Rutsch am Keyboard aufgenommen habe, und es nicht ganz so einfach war alle Knöpfe zur richtigen Zeit zu drücken, an Alles zu denken, den Sample richtig abzufahren und gleichzeitig noch Keyboard zu spielen.
Dann noch etwas Gesang drauf (Sound-on-Sound, also ohne Edits oder Punch In), und das Ganze klang so:
In der Planungsphase für die Session im März 2009 kam mir die Idee, Truth mit einer richtigen Band neu ein zu spielen. Ich schraubte die Tonart auf fis-Moll herunter, weil mir der Gesang des alten Demos (je nach Tagesform) manchmal zu gequält und kiecksig rüberkommt.
Ich schickte den Jungs ein bewusst offen gehaltenes Demo zur „Einstimmung“ per eMail:
Das Schlagzeug (Anssi Lehtivuori, ohne Klicktrack), das E-Piano (Timo Raita), eine der Rhythmusgitarren (HannuSeppä) und mein Bass (Squier Jazz) gingen live auf Harddisk (ProTools HD).
Aufgenommen haben wir in der Bändipaja in Espoo. Gemischt habe ich bei mir im Heimstudio.
Ich bin mir immer noch nicht sicher, welche der zwei Versionen ich am liebsten mag…
Mir ist nun zufällig eine C-Kassette in die Hände gefallen, auf der ein paar unserer Machwerke drauf sind.
Unser Recording-Equipment war damals so rudimentär, dass ich mit sowas heutzutage höchsten ein Interview mitschneiden würde. Wir haben uns davon aber nicht beirren lassen, und haben versucht das Meiste aus dem was wir zur Verfügung hatten heraus zu holen.
Ein gutes Beispiel für die kreative Anwendung einer Fostex Vierspurmaschine und eines Yamaha SPX50 ist der Song The Streets of NYC, der voll ist von verschiedenen Hallräumen und Rückwärtseffekten.
Ich habe versucht NYC so gut wie möglich von den „Toten“ auferstehen zu lassen, aber man hört trotzdem, dass das Rohmaterial von einer Kassettenkopie stammt – Gnade!